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Hermsdorf/Hohenwarsleben

Wo Geist und Kultur Raum finden - am Rande des Verkehrsstroms

Hermine weinte einst heiße Engelstränen, verharrte allein auf dem Dachboden der Kirche. Zu groß war der Schmerz über den Verlust, zu groß die Scham. Ihr war die Nase abhanden gekommen. Wie es passierte, weiß heute keiner mehr genau. Doch ihre Traurigkeit hat die Menschen bewegt. Dank zahlreicher Spenden erhielt Hermine eine Schönheitskur: Jetzt strahlt der Engel wieder. Der Taufengel aus Lindenholz gehört zu den Besonderheiten der Hermsdorfer Kirche im Landkreis Börde. Er stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und hat nahe des Taufbeckens im Ostchor wieder einen schönen, würdigen Platz gefunden. Dort erwartet er die Besucher. Sie kommen nicht nur zu den Gottesdiensten. Als Kultur-Kirche lädt St. Laurentius das ganze Jahr über zu Veranstaltungen ein. Lesungen, Konzerte, Ausstellungen, Reiseberichte, Theaterspiel, Kinosommer – die Vielfalt ist groß, bei Anwohnern beliebt und lockt Gäste von weither. Wer die Kirche betritt, setzt seine Füße auf einen besonderen Boden: Die Fliesen sind ein Gewinn eines Gemeindemitgliedes, das 1990 Glück bei einem Preisausschreiben auf einer Baumesse hatte und mit dieser Spende einen doppelten Grundstein legte. Der kleine Anfang für ein großes Projekt. War die Dorfkirche mit romanischen Wurzeln doch zu jener Zeit nicht nutzbar und bot einen erbärmlichen Anblick. Das änderte sich bis 2005 durch umfassende Sanierung, als dessen Krönung der Name „Kulturkirche“ vergeben wurde. Fortan entstand, mit Unterstützung der Europäischen Union und dem „Leader“-Förderprogramm, eine geistige wie sozio-kulturelle Heimstatt, deren Besuch jederzeit lohnt. Nur einige Hundert Meter entfernt befindet sich ein weiteres Kleinod am Rande der Straße der Romanik: St. Benedikt in Hohenwarsleben wurde 2002 als erste Autobahnkirche Sachsen-Anhalts eröffnet. Wer die nahe gelegene Bundesautobahn A 2 zwischen Magdeburg und Helmstedt passiert, erreicht sie aus beiden Richtungen über die Abfahrt Irxleben. Links der Ortseingangsstraße ist der Bau nicht zu übersehen. Die Geschichte des Ortes geht ins Jahr 1123 zurück, erstmals urkundlich erwähnt als „Hohenwerkesleben“ in Verbindung mit dem Magdeburger Kloster Unser Lieben Frauen. Die Kirche fand Ersterwähnung 1199, deren Patronat urkundlich belegt ist. Das sieben Meter hohe Untergeschoss des Turmes entstand um das
Jahr 1200. Doch die anderen Maße wichen seinerzeit noch vom heutigen Bau ab. St. Benedikt in den jetzigen Abmessungen besteht seit ca. 1500. Ein Indiz dafür ist die Sakramentsnische hinter dem Altarblock (Mensa und Stipes), beides heute noch am ursprünglichen Ort vorhanden. Hohenwarsleben Die Geschichte der Kirche ist ein bauliches Auf und Ab. Im 30-jährigen Krieg heruntergekommen, wurde sie ab 1664 gründlich erneuert, der Turm aufgestockt, die Außenwände erhöht und mit größeren Fenstern und Rundbögen versehen. 1806 wurde das Dorf durch die Franzosen fast zerstört, bis 1814 wieder aufgebaut. 1978 wurde die Kirche wegen Einsturzgefahr baupolizeilich gesperrt. Dank zahlreicher Fördermittel und Spenden konnte 20 Jahre später, am Heiligabend 1998, wieder ein erster Gottesdienst gefeiert werden. Nun finden Reisende unweit des pulsierenden Verkehrsstroms einen Ort des Verweilens und Besinnens. Neben Gottesdiensten finden gelegentlich Konzerte und Ausstellungen statt. Das älteste Architekturteil, gut erhalten und sichtbar in der Ostwand, ist ein Würfelfries. Es stammt aus den Anfangsjahren um 1160/70. Besonderer Blickfang sind auch die Bleiglasfenster, die 2002 restauriert worden sind. Eine Kostbarkeit im Glockenstuhl ist die 1300 kg schwere Bronzeglocke „Concordia - soli deo Gloria“, deren Ruf seit der
Sanierung der Anlage 2008 wieder weithin zu hören ist.