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Flechtingen

Wasserschloss und Krokusmeer

Idyllisch, verträumt, umrahmt von Wäldern, nordwestlich von Haldensleben an der Straße der Romanik liegt Flechtingen. Hier lässt es sich gut erholen. Gäste zieht es das ganze Jahr über in den Luftkurort. Der war schon immer etwas Besonderes. Der Ort atmet Geschichte. Er gehört zu den ältesten der Altmark und bietet Besuchern entlang der Wege historische Zeitzeugen. Bereits 961 in einer Schenkungsurkunde von König Otto I. für das Magdeburger Moritzkloster erwähnt, war er wichtiger Adelssitz. Die Familie von Schenck prägte den Ort in seiner Gestaltung. Ihr Wappen ist an der Außenwand der Schlossmühle sichtbar. Es trägt die Zahl 1695, ein prägendes Jahr für Familie und Heimstatt. Zu jener Zeit ließen die Schencks das Wasserschloss entstehen, wie wir es heute vorfinden – ein Umbau aus der vorherigen Burg. Denn die Geschichte beginnt früher:
Die Wasserburg wird 1307 erstmals als Besitz der Adelsfamilie in historischen Unterlagen erwähnt. Die war von den Brüdern Heinrich und Alverich von Schenck aus Bruchsteinen
als Wehrburg erbaut worden. Die Wehrhaftigkeit allerdings verlor ihre Bedeutung Anfang des 15. Jahrhunderts, hernach bestand der Familiensitz als Schloss weiter. Vieles ist ursprünglich erhalten, manches erhielt mit der Zeit eine andere Verwendung. So wurde im Norden aus dem Wohn- ein Wirtschaftsgebäude, aus dem Stall im Südbau eine Reit- bzw. Sporthalle. Den ursprüngliche Zugang über die Zugbücke ersetzte man durch einen Zufahrtsdamm. Im Burghof sind künstlerisch gestaltete, geschnitzte und bemalte Balken mit Formen der Gotik zu entdecken. Eine Besonderheit ist die Burg- bzw. Schlossmühle. Sie wird 1311 erstmals erwähnt. Sie hatte damals ein sogenanntes oberschlächtiges Wasserrad. Vom See wurde das Wasser über eine Holzrinne zum sechs Meter hohen Wasserrad geführt, floss in die einzelnen Holzkästen und erzeugte dadurch Bewegung und Energie. Das war bis Ende des 19. Jahrhunderts so, dann wurden Motoren eingesetzt. Anfang der 1970er Jahre war dennoch Schluss mit der Müllerei, wenngleich die Mühle noch zum Schroten und Wohnen genutzt wurde. Ab Ende der 1990er Jahre stand sie dann leer. Die Gemeinde erweckte die schöne Mühle 2003 aus dem Dornröschenschlaf und ließ sie mit Hilfe des europäischen Leader-Programms restaurieren. Auf dem Dachboden gibt es Ausstellungen zur Geschichte. Gestaltet wurde unter anderem eine Müllerstube, die einen kleinen Einblick in das frühe Leben der Müller vermittelt.
Die technische Anlage ist übrigens funktionstüchtig und alljährlich am Deutschen Mühlentag in Aktion zu erleben. Ein Schlossladen bietet regionale Produkte feil. Wasserschloss und Patronatskirche am Lindenplatz bilden den historischen Ortsmittelpunkt. In der Kirche, ebenfalls mit Hilfe von Leader-Mitteln restauriert, sichtbar sind ein alter Altarflügel, Tetzelkasten,
Kanzel, Taufstein und ein Alabasterepitap, entstanden zwischen 1592 und 1607. Wunderbar noch heute ist der Schlosspark. Eduard von Schenck ließ ihn von 1860-1897 im Stil eines englischen Landschaftsparks gestalten. Er schuf mit einem Damm am Schlosssee zudem einen neuen Teich mit künstlichen Inseln. Der Legende nach steht dieser Sieben-Insel-Teich symbolisch für die Familie: für die Eltern und ihre fünf Kinder. Zu entdecken ist auch ein Findling aus dem Jahr 1913, er erinnert an den Sieg über Napoleon. Zu den Besonderheiten des Parks zählt bis heute eine Sammlung von Gehölzen, die auf Eduard von Schenck und seinen Sohn Jacob zurückgeht, für den wissbegierigen Betrachter mit Informationstafeln versehen. Faszinierend ist die Frühblüherwiese. Tausende Krokusse verzaubern alljährlich den Park, auch Winterlinge, Blausterne, Anemone. Bei einem Rundgang um den See wird die Vielgestaltigkeit der Burg besonders sichtbar. Auch können Boote für einen Ausflug geliehen oder ein Taxiboot gechartert werden.