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Ströbeck

Ströbeck setzt den ganzen Kontinent „Schachmatt“

Schach, das Spiel der Könige, hat seinen Ursprung wahrscheinlich in Indien. Über Persien und die Expansion der Araber verbreitete sich das Brettspiel auch in Europa. Im 13. Jahrhundert war der strategische Denksport fest in Europa etabliert. Bevor die Drohung „Schach dem König“ auf dem ganzen Kontinent Einzug gehalten hatte, übte sich ein kleines Dorf nahe Halberstadt wahrscheinlich schon viele Jahre in der königlichen Disziplin. In dem lebendigen Ort Ströbeck, der zu Halberstadt gehört, soll vor rund 1.000 Jahren ein vornehmer Gefangener im Wartturm inhaftiert gewesen sein. Die Bauern, die ihn bewachten, behandelten ihn gut und er lehrte sie das Schachspiel. Seither wurde das Spiel von Generation zu Generation weitergegeben. Der alte, mittelalterliche Turm trägt nun viele Hundert Jahre den Namen „Schachturm“ (kann auf Nachfrage im Museum besichtigt werden). Die erste schriftliche Erwähnung Ströbecks in Zusammenhang mit Schach ist datiert auf 1515. Doch die außergewöhnliche Spielweise der Einwohner, die bis ins frühe 20. Jahrhundert erhalten geblieben war, deutet daraufhin, dass das Schachspiel viel früher in das Schachdorf gekommen sein muss. Die Schachtradition in Ströbeck ist wahrscheinlich beinah genauso alt wie das Schachspiel in Europa. Im ersten deutschsprachigen Schachbuch von 1616 widmete Herzog August der Jüngere zu Braunschweig-Lüneburg (alias Gustavus Selenus) dem Ströbecker Schach ein ganzes Kapitel und das Dorf wurde dadurch in ganz Europa bekannt. 1883 war das Gründungsjahr des „Ströbecker Schachvereins“. In dieser Zeit begannen die Ströbecker sich der internationalen
Spielweise zu öffnen. Damit wurden Schachkongresse und Turniere möglich. Seit 1960 findet jährlich das mittlerweile internationale Mai-Schachturnier statt, das gleichzeitig jedes Mal ein sehr fröhliches Dorffest ist. Schach muss die Ströbecker seither derart fasziniert haben, dass sie den gesamten Ort zu einem Symbol für das immer noch bedeutendste Brettspiel Europas und weiten Teilen der Welt gemacht haben. In der Ortsmitte findet man den „Platz am Schachspiel“ mit dem Schachturm, das über Leader ermöglichte Schachmuseum, das „Gasthaus zum Schachspiel“ und einen ebenfalls über Leader geförderten Schachsouvenirladen. Das idyllische Zentrum zeigt Fachwerkhäuser im altem und neuem Glanz. Vielleicht ist es tatsächlich dem intelligenten Spiel zu verdanken, dass die 1.150 Ströbecker die jahrhundertealte Schachkultur so erfolgreich pflegen konnten, dass der Ort nach wie vor lebendig und grün gedeiht. Hier stimmt noch die Infrastruktur vom Bäcker bis zur Arztpraxis, hier gibt es eine funktionierende Landwirtschaft und blühendes Handwerk. Die Ströbecker sind also ein rühriges Völkchen voller Ideenreichtum und Tatenkraft. Durch die landwirtschaftliche Organisation konnte das Dorf einen guten Wohlstand aufweisen. Der fruchtbare Boden warf reichlich Weizen und Zuckerrüben ab. Bis 1990 arbeiteten über zweihundert Einwohner in der Landwirtschaft. Mit der Deutschen Einheit geriet dieses wirtschaftliche Fundament ins Hintertreffen. Das Erbe der landwirtschaftlichen Genossenschaft ist heute in den Händen von zwei Privatbauern. Und der Rest der Ströbecker legte die Hände nicht in den Schoß. An die Stelle der Landwirtschaft traten handwerkliche Betriebe. Viele Frauen machten sich selbständig. Im Ort gibt es beispielsweise eine Zahnärztin und eine Floristin. Wegen dieser einzigartig langen Schachtradition gehört Ströbeck seit 1999 zu den zwölf europäischen Kulturdörfern aus zwölf europäischen Ländern und vertritt in dieser Gruppe Deutschland. Als „Kulturdorf 2006“ war Ströbeck Gastgeber für die anderen elf Mitgliedsortschaften. Die Leaderregion „Rund um den Huy” ermöglichte dieses Treffen im Rahmen einer internationalen Kooperation mit Dörfern in der Bretagne (Frankreich) und Asturien (Spanien). Das Kulturdorfjahr hat seine Spuren hinterlassen. Hinter der Kirche entstand auf dem Gelände eines ruinösen Hofes ein Europapark, der in Form einer europäischen Landkarte angelegt ist. Auch dieses Projekt unterstützte die Leaderregion. Künstler des niederländischen Kulturdorfes hinterließen im Museumshof ein Gemälde auf der Museumsmauer. Es stellt Ströbecker in schwarz-weiß karierter Badekleidung dar. Der quicklebendige Ort bei Halberstadt setzt also wahrlich Zeichen und andere damit „Schachmatt“.