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Schlanstedt

Die Schatten der Tempelritter

Der Harz mit seinen sagenumwogenen Geschichten lockt seit Jahrhunderten Menschen an. Doch selbst im nördlichen Vorland, weit unterhalb des Brockengipfels können sehr alte Geheimnisse zum Vorschein kommen. Der Huy, die Erhebung etwa zehn Kilometer nordwestlich von Halberstadt, birgt an seinen Hängen mehr Spannung als man glaubt. Wer den kleinen Ort Schlanstedt erreicht, betritt wahrhaft geschichtsträchtigen Boden. Die Wurzeln der Burg Schlanstedt gehen einer Legende nach auf das Jahr 934 zurück. Nach einer Schlacht gegen die Hunnen reitet der Graf Stephan von Regenstein in der Neujahrsnacht durch das Große Bruch, um zu seiner Frau Theutelinde zu gelangen, die ihm ein Kind geboren hatte. Auf seinem Ritt durch das sumpfige Gebiet kommt er auf tragische Art und Weise ums Leben. Seine Frau lässt zu seinem Gedenken eine Grablege und Kapelle erbauen. An dieser Stelle erfolgt später der Bau der ersten Wehranlage. Im 11. Jahrhundert wird der romanische Bergfried errichtet. Im 13. und 14. Jh. folgt der Ausbau zu einer Wehrburg mit Vorburg. Später entsteht hier eine Kastellburg, welche heute noch zu besichtigen ist. Weiter in der Geschichte der Burg erhält im Jahre 1311 der damalige Burgherr Graf Heinrich von Regenstein vom Erzbischof Albrecht von Magdeburg den Befehl, die Tempelherren, welche in seinem Gebiet ansässig waren, zu ermorden. Daraufhin lud er 12 Templer zum Rittermahl auf die Burg ein. Sein Plan war es, die angeheiterten und somit nahezu wehrlosen Templerherren unter einem Vorwand anzugreifen. Dieser Vorwand ergab sich, als die Tochter des Grafen, Mechthilds, den Raum verlässt und sich ein Tempelherr unanständig darüber äußert. Dies nutzte Bruno von Gustedt (dem die Tochter versprochen war) aus, um mit dem blutigen Mord zu beginnen. In der überlieferten Sage heißt es, der Raum rauchte vor Blut, wie ein Teich am herbstlichen Morgen. Besonders prägend für das Gebäude waren die Herrschaft der Halberstädter Bischöfe und der damit verbundene Umbau zum Renaissanceschloss im 16. Und 17. Jahrhundert. Jede Zeit hat ihre Spuren hinterlassen und die Burg zu einem einzigartigen Kulturdenkmal geformt. Mit einem besonderen Ereignis in der Historie der Burg entwickelte sie sich mit ihrer bis dato regionalen Bedeutung hin zu einem Ort, an dem deutsche Geschichte geschrieben wurde. Im Jahre 1844 pachtet die Saatzüchterfamilie Rimpau die Burg. Erste Erfolge in der Saatzucht in Schlanstedt stellen sich bereits 33 Jahre später ein, als erfolgreich Roggensorten gezüchtet
werden. Zwei Jahre später kommt die Produktion von Zuckerrübensaaten hinzu. In den historischen Räumen gelang es Dr. Rimpau im Jahr 1888 die erste weltweite fruchtbare Kreuzung von Roggen und Weizen. Die Triticale, welche er in seinen Laboren hier auf der Burg züchtete, war der Durchbruch für die deutsche Saatzucht. Seit diesem Jahr werden der Ort Schlanstedt und die Burg als „Wiege der deutschen Saatzucht“ bezeichnet. Das weltweit agierende Unternehmen Fr. Strube Saatzucht KG setzt die Tradition der Zuckerrüben-Saatzucht fort. Heutzutage öffnet die Burg Schlanstedt ihre Tore für interessierte Besucher und lässt sie das Flair der vergangen Jahrhunderte erleben. Im burgeigenen Trauzimmer können sich verliebte Paar sogar das Ja-Wort geben. Im Burgrestaurant „Zur Ritterschänke“ unternimmt man eine kulinarische Reise durch die Geschichte der Burg. „Gerichte mit Geschichte“ heißt das Motto der Küche. Die Speisen werden nach Rezepten vergangener Epochen mit regionalen Produkten frisch und individuell zubereitet. Gäste haben die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Das Projekt „Kultur und Kulinarik“, das in Zusammenarbeit mit dem Jagdschloss Spiegelberge ins Leben gerufen wurde, stellt regionale Lieferanten vor. Man erfährt auf einzigartige Weise, wo die Lebensmittel herkommen und wie die Gerichte entstehen.