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Hessen

Als Herzog Julius die Kartoffelpflanze von London mit in den Huy brachte

Die Region rund um den Huy ist ein kulturhistorisch bedeutsames Pflaster. Heute findet man in dem Ort Hessen, mitten auf der Strecke zwischen Halberstadt und Wolfenbüttel gelegen, die Überreste eines einst prachtvollen Schlosses. Im 17. Jahrhundert diente es als Sommerresidenz der braunschweiger Herzöge. Bereits vor 1560 ließ Herzog Julius, noch als Prinz, das Schloss im Stil der Renaissance ausbauen. 1564 wurde hier sein Sohn, der spätere Herzog Heinrich Julius geboren. Er galt als gelehrtester Fürst seiner Zeit, der schon früh begann, intensiv Bücher zu sammeln. Er führte den Protestantismus ein und brachte von einer Reise aus England die erste Kartoffelpflanze mit. Durch ihn erlebte das kulturelle Leben am Rande des Fallsteins eine große Blüte. Die Pflanzensammlung in den ausgedehnten Renaissance-Gärten Hessens stellte mit 1.700 Arten selbst königliche Anlagen wie die in Kopenhagen und Oxford in den Schatten. Die Leaderregion „Rund um den Huy” unterstützt den Förderverein bei seinen Bemühungen, den historischen Garten zu rekonstruieren und förderte dazu die Studie „Denkmalpflegerisches Rahmenkonzept Schloss und Schlossgarten Hessen”. Die Schätze des Schlosses Hessen sind heute an bedeutenden Orten Europas aufbewahrt. So der bronzene Figurenschmuck, der sich in Teilen im Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig, im Rijksmuseum Amsterdam und im Louvre Paris befindet. Die Orgel von 1610, die Esaias Compenius eigens für die Schlosskapelle gebaut hatte, wird auf Schloss Frederiksborg in Dänemark noch heute bespielt. Später diente das Schloss als Witwensitz. Nach einem Brand im Jahre 1641 wurde es immer mehr vernachlässigt. Das Schloss Hessen befindet sich heute in kommunaler Hand und ein engagierter Förderverein hat sich um den Erhalt der Überreste und die Rekonstruktion des Schlosses verdient gemacht. 2011 erhielt der Verein den Denkmalschutzpreis des Landes Sachsen-Anhalt und den Kulturpreis Harz. Die tiefere geschichtliche Bedeutung Hessens wird erst deutlich, wenn man noch weiter in der Geschichte zurück geht. Erstmals wird Hessen in einer Schenkung Ottos I. im Jahre 966 an einen Grafen Mamaco als Hessenheim erwähnt. Die Namensgebung deutet auf eine fränkische Besiedlung im 8./9. Jahrhundert. Anzunehmen ist, dass Hessen als Heim der „Hessi” gegründet wurde, eines Volksstammes zwischen Fulda, Lahn und Main, von denen auch das heutige Bundesland seinen Namen ableitet. Diese „Hessi” siedelten seit dem 6. Jahrhundert auch in Sachsen und könnten die Mehrheit in jener Ortschaft gebildet haben, die sie im Gedenken an ihre Herkunft Heim der Hessen (Hessenheim) nannten. Bald nach 966 kam Hessen für dreiundeinhalb Jahrhunderte zum Halberstädter Hochstift. Deren Vertreter ließen sich ihre Privilegien aus der kaiserlichen Originalurkunde noch im Jahre 1295 durch König Adolf von Nassau bestätigen. Knapp 50 Jahre später gelangten Dorf und Schloss Hessen durch maßgeblichen Einfluss Bischof Albrecht II. von Halberstadt an dessen Brüder, den Braunschweiger Herzögen. Als bedeutsame Grundherren in Hessen ist eine adlige Familie bekannt, die beginnend mit Theodoricus de Hessenem seit dem Jahre 1129 vor allem im Umfeld der Halberstädter Kirche urkundlich wurde. Zunächst als Ministeriale und schließlich als Edelfreie wurden sie in Hessen mit bischöflichen Lehen Besitzer eines Gutes. Mitunter hielten die Edlen von Hessen bis zum Jahre 1357 als Domherren in Halberstadt und Magdeburg, als Vicedominus und Archidiaconicus in Schöppenstedt sowie als Chorherr im Kollegiatstiftkapitel des Domes St. Blasius von Braunschweig und als Kanonissen im Stift Quedlinburg hohe geistliche und weltliche Ämter inne. Es war offensichtlich Geldnot der späteren Grafen Albrecht und Bernhard, die im Jahre 1343 dazu führte, dass Besitzungen und Rechte für 500 Silbermark – darunter Dorf Hessen nebst Vogtei – an die Herzöge Otto, Magnus und Ernst von Braunschweig veräußert wurden.
Auf die Spuren und Wurzeln dieser bewegten Geschichte kann man sich in Hessen begeben und vielleicht in der Bett&Bike-Pension „Zur Bahn” übernachten, die über die Leaderregion gefördert wurde.