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Welsleben

„Verkehrte Welt“ in Welsleben oder das Geheimnis um St. Pankratius

Wenn das Leben nicht den üblichen Regeln folgt, schaut man gemeinhin auf eine „verkehrte Welt“. Die Entstehung solcher Ungewöhnlichkeiten liegt oft im Verborgenen. Die Dorfkirche St. Pankratius in Welsleben gibt solche Rätsel auf und aufgrund der Anordnung ihrer Baukörper ist der Sakralbau aus dem Mittelalter weit und breit einzigartig. Entgegen der Bauweise von Kirchen zeigt ihr Turm nämlich gen Osten und nicht wie gewohnt nach Westen. Warum der Turm im Osten nicht im Westen errichtet wurde, konnte bisher nicht eindeutig erklärt werden. Fachleute vermuten einen unsicheren Baugrund im Westen, der dem einstigen Baumeister für die Masse des Turmes vielleicht nicht tragfähig genug erschien. Doch die Deutung ist letztlich nicht beweisbar und so bleibt St. Pankratius in der rund 1.800 Seelengemeinde nahe Schönebeck eine Besonderheit. Dass es sich bei der Kirche schon in den Ursprüngen um eine Anlage mit Ostquerturm gehandelt haben muss, ergibt sich aus zwei Baudetails. Sowohl der mittelalterliche Dachanschlag des Vorgängerbaus kann man an der Turmwestwand noch erkennen. In der Westwand findet sich nur der südliche Durchgang. Ansonsten ist die Wand ebenso unversehrt wie die Nordmauer. Als weiterer Beleg für die ursprüngliche Bauweise wird die Flucht der Nordwand des heutigen Schiffes gesehen, die mit dem Turm fluchtet, während die südliche über die Turmbreite vorspringt. Diese Anordnung legt die Vermutung nahe, dass beim Neubau des Schiffes Reste der mittelalterlichen Schiffsnordwand wieder verwendet wurden. Das Kirchenschiff wurde im barocken Stil 1671 an den „Wehrturm“ der Kirche angefügt. Möglicherweise liegt das Geheimnis des Baus auch tief in der Geschichte des Ortes begraben. Schließlich blickt Welsleben auf eine frühe urkundliche Erwähnung zurück. Im Jahre 826 und 853 berichten Schriften, dass Waldeslef oder Waldisleif mit anderen Orten der Magdeburger Gegend wie Westeros (Westerhüsen), Salbecke (Salbke) und Olva (Olvenstedt) einer Abtei an der Weser zugewiesen wurde. Der spätromanische Turm der Pfarrkirche St. Pankratius wurde bereits 1225 errichtet und man weiß, dass das Patronat der Kirche einst bei der Familie Esebeck und seit 1272 bei Kloster „Unser Lieben Frauen“ in Magdeburg lag. Ab 1413 war es beim Magdeburger Domkapitel. Aus dem Jahre 1612 ist auch der interessante Grabstein des Pastors Johann Starke, der sich in der Außenwand links neben dem Südeingang der Kirche befindet, erhalten geblieben. Dieser Grabstein stellt das Steinbild des Pastors Starke in Lebensgröße dar. Die Nordwand birgt ein Gemälde: „Christus und die Apostel“. Im Jahr 1849 gab es in Welsleben den so genannten „Pastorenkrieg“: Die Einwohner des Ortes wollten ihren Pfarrer nicht ziehen lassen, da er ihnen in schweren Zeiten der Cholera ans Herz gewachsen war. Sie leisteten gegen die Versetzung Widerstand und bewaffneten sich. Erst der Einmarsch des 32. Magdeburger Infanterie-Regiment zeigte Wirkung - mit Militärgewalt konnte der Pfarrer den Ort verlassen. Übrigens weist Welsleben mehrere denkmalgeschützte Gebäude und bauliche
Anlagen auf. In der vorläufigen Denkmalliste steht beispielsweise das Gebäude Lange Straße 37. Es besitzt einen Dachstuhl, der in seiner Form einmalig im Ort und der Gegend ist. Der
Taubenturm auf dem „Botheschen Grundstück“ wurde etwa zur Wende des 17. /18. Jahrhunderts gebaut.