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Seehausen

In der ehemaligen „Cabriokirche” predigt der Fuchs den Gänsen

Von Wanzleben aus am Waldesrand in Richtung Nordwest auf der Bundesstraße 246a erreicht man Seehausen. Der idyllisch gelegene Ort erhielt seinen Namen durch den See, an den sich das Wohngebiet anschmiegt. Auf der anderen Seite erstreckt sich das grüne Gebiet des Hohen Holzes, dem einzigen größeren Waldgebiet in der westlichen Börde. Der Ort entstand durch den Zusammenschluss von Nordendorf und Seehusen, und so gehören gleich zwei wunderbare Kirchen zur Gemeinde. Die Paulskirche, um 1000 entstanden, 1148 erstmals erwähnt, ist die älteste Kirche der Börde und gehört zur Straße der Romanik. Sie ist bis heute unversehrt erhalten. die 1326 in einer Schenkungsurkunde erstmals als Kirche erwähnt wurde. Vorher gibt es Hinweise auf eine Laurentiuskapelle (um 955) bzw. um 1206 eine Kapelle Laurentii in Zusammenhang mit dem angrenzenden Friedhof. Der Kirchturm so wie er sich heute präsentiert, wurde im Jahre 1511 vollendet. Das Kirchenschiff hatte über 40 Jahre kein Dach. Nichtsdestotrotz fanden regelmäßig Messen und andere Veranstaltungen statt. Was zum einen nicht einfach zu organisieren ist, zum anderen litt der Bau unter den Witterungseinflüssen. Auch wenn es das Ende des „Cabrios“ bedeutet: Durch Fördergelder und zahlreiche Spenden hat eine neue Überdachung begonnen. Ein wichtiger Schritt zum Erhalt dieses Kleinodes und seinen künstlerischen Hinterlassenschaften. Dazu gehören die Reste einer außergewöhnlichen Deckenmalerei. Besonderer Hingucker ist die Glockenwand, an der ein Fuchs den Gänsen eine Predigt hält. Die humorvolle Ritzillustration stammt aus dem Jahr 1320. Die Allegorie gibt es im Altdeutschen ebenso wie in anderen europäischen Sprachen und mahnt zur Wachsamkeit. Die Kirche wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg umgestaltet. Weitere Änderungen gab es im 19. Jahrhundert, was einige Schönheiten verdeckte. Das Kirchenschiff ist eine architektonische Besonderheit, ist es auf dem Fundament doch breiter als lang. Nachgesetzt wird der Fenster-Lichtkranz zwischen Dach und Schiffmauer, auch die Fenster sollen erneuert werden, die aus der Zeit der Gotik stammen. Zu jener Zeit wurde Seehausen bereits als Stadt bezeichnet (urkundlich 1197), auch wenn erst 1695 offiziell das Stadtrecht verliehen worden ist. Erstmals erwähnt wurde der Ort lange Zeit davor: 966. Rund 870 Jahre später entstand hier eine der ersten Zuckerfabriken Deutschlands. Wer am Ortsausgang von Seehausen in Richtung Eggenstedt und Eilsleben ein wenig bergauf wandert, gelangt zum „Götterstein von Seehausen“, auch Langer Stein genannt. Er steht auf einer Anhöhe etwas abseits vom Weg. Der rund 2,40 Meter aus der Erde ragende Menhir ist der nördlichste in Deutschland und hat eine besonders schöne Gestaltung. Auffällig sind reliefartige Ornamente mit einem Kreis, einem breitem Beil mit Stiel und einer Schärpe. Der Gedenkstein markiert eine ehemalige
Begräbnisstätte, was archäologische Untersuchungen bestätigten. Eingeritzte Motive sind an Menhiren in Deutschland äußerst selten. Dieser ist zudem recht gut erhalten. Andere seiner Qualität wurden vorsichtshalber ins Museum gebracht. In Richtung Eilsleben steht kurz hinter dem Ortsausgang ein ehemaliger Wachturm. Die Seehäuser Warte wurde um 1500 gebaut und ist sehr gut erhalten. Sie ist 13 Meter hoch und war Teil der Grenzsicherung des Erzbistums Magdeburg. Der Zutritt war durch den in vier Metern Höhe befindlichen Eingang erschwert. Weitere historische Bauten sind der Panneturm und der Schneiderturm am Marktplatz. Letzterer war einst nicht nur ein Wachepunkt, sondern wurde später auch als Gefängnis genutzt. Beide Türme sind steinerne Zeitzeugen der ehemaligen Stadtbefestigung. Ganz in der Nähe befinden sich zudem Quellbäche. So entspringt an der Nordseite des Hohen Holzes die Aller, die bei Wolfsburg in den Allersee fließt und später u. a. in die Weser mündet und deren wasserreichster Zufluss ist.