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Kroppenstedt

Die Kroppenstedter Reiter waren für Treue und Schutz berühmt

In Kroppenstedt betritt man einen Boden mit über 1000-jähriger Geschichte. Bereits 934 wurde der Ort in einer Schenkungsurkunde von Heinrich I. erwähnt. Über die Jahrhunderte entstanden in der Siedlung nahe der Bischofsresidenz Gröningen, mitten auf dem Weg zwischen Magdeburg und Halberstadt gelegen, immer wieder von sich reden. Und der Zeitenwandel ist hier an vielen Stellen ablesbar. Bis heute hat sich der Ruf der Kroppenstedter Reiter erhalten. Die 28 Mann umfassende Truppe diente bereits im 12. Jahrhundert dem gebürtigen Erzbischof Ludolf von Magdeburg, einem gebürtigen Kroppenstedter, und standen ihm im Kampf gegen die Böhmen zur Seite. Später leisteten die Reiter Geleitschutz für reisende Kaufleute bis zur Leipziger Messe. Für ihre Verdienste erhielten die wackeren Beschützer Ackerland verliehen, die sogenannten „Reithufen“. Als die Reitergarde 1727 aufgelöst wurde, blieben die Reithufen bestehen. Sie werden noch heute, sollte eine „Reithufe“ frei werden, in einer „Reithufenverlosung“ am 3. Oktober zum Freikreuzfest unter den Landwirten verlost. Ein bedeutender Zeitzeuge des geschichtsträchtigen Ortes ist die Martini- Kirche. Der ursprünglich romanische Bau, der sich noch im unteren Mauerwerk des Kirchtrumes nachweisen lässt, besitzt einen asymetrischen Grundriss. Die erste urkundliche Erwähnung des Sakralbaus geht auf 1483 zurück. In den folgenden 200 Jahren erlebte das Gebäude mehrere An- und Umbauten, um der gewachsenen Gemeindeschar Rechnung zu tragen. Die größte Besonderheit der Martin-Kirche ist Compenius-Reubke-Orgel. Sie stammt in Teilen schon aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. 1603 wurde der Orgelbauer Esaias Compenius auf Empfehlung von Joachim Johann Georg von der Schulenburg, Senior des Domstifts Halberstadt, mit dem Bau der Orgel beauftragt. Weil die Arbeiten jedoch nur schleppend vorangingen, sperrten die Kroppenstedter Ratsherren Compenius 1604 in die Arrestzelle des Kroppenstedter Rathauses.
Compenius versprach eine schnelle Erledigung. Doch die Einweihung der Orgel fand erst 1613 statt. Beim Bau der Orgel kamen wahrscheinlich einige Pfeifenreihen der alten Orgel des Magdeburger Doms zum Einsatz. Die alte Domorgel war 1604 während des Neubaus durch Heinrich Compenius dem Jüngeren abgebrochen worden. Die ursprüngliche Orgel wurde 1857/58 durch den berühmten Orgelbaumeister Adolf Reubke moderniesiert. Auch heute stehen die Kroppenstedter zu ihrer Geschichte und bewahren die historischen Zeugnisse. Die alte Compenius-Reubke-Orgel wird derzeit durch Spenden rekonstruiert. 2014 soll sie wieder erklingen. Ein Ort, der so viele Geschichten zu erzählen hat, kann sie im Heimatmuseum zeigen. In dem alten Fachwerkhaus, dass 1564 erstmals als Schule erwähnt wurde, kann man sich über die Kroppenstedter Reiter, die Entstehung der Reithufen und die facettenreiche Stadtgeschichte informieren. Wer dann über den Markt schlendert, steht schließlich vor dem 1598 erbauten Kroppenstedter Rathaus. Dort kann man beispielsweise die ehemaligen Gefängniszellen und das historische Standesamt besichtigen. In der einstigen Rüstkammer lagert übrigens heute das vollständig erhaltene Kroppenstedter Ratsarchiv mit Dokumenten aus dem 15. bis ins 19. Jahrhundert. Gleich gegenüber dem Rathaus erhebt sich das mächtige 4,40 Meter hohe „Freikreuz“. Davor hielten schon die Grafen von Blankenburg und Hadmersleben seit 1248 Gericht. Erst 1651, nachdem Kroppenstedt an das Kurfürstentum Brandenburg fiel und die eigenständige Gerichtsbarkeit erlosch, wurde das noch heute erhaltene Sandsteinkreuz errichtet. Das Kreuz war für die Kroppenstedter ein Symbol für die Städtefreiheit und den damit verbundenen 19 Kroppenstedter Privilegien, wozu auch die Gerichtsbarkeit gehörte. Das symbolische Freikreuz ist in seiner Art einmalig in Europa. Die Bedeutung des Ortes zeigt sich heute noch in den gut erhaltenen mittelalterlichen Befestigungsanlagen mit vier
Wehrtürmen oder dem „Eulenturm“, einem der drei Stadttortürmen.