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Ampfurth

Die optische Telegrafenlinie - Berlin sendet über die Börde

In Sekundenschnelle rasen heute Nachrichten um die Welt, und dies in Dichte und Menge, in denen es immer schwieriger erscheint, wichtig von unwichtig oder wahr von falsch zu unterscheiden. Seit das Telefonieren und später das Internet mobil geworden sind, verfügen die meisten Menschen über persönliche Nachrichtenzentralen, aus denen sich scheinbar jede Informationen herausholen und übermitteln lässt. Doch wie funktionierten die Nachrichtenwege zu Urgroßmutterszeiten? Schon damals schwirrten nämlich Informationen durch die Luft, und dies nicht als Funksingnale. Die Idee, Nachrichten auf Sichtweite weiterzutragen, ist so alt wie die Menschheit. Die einfachste Form waren zunächst Rauch- und Feuerzeichen. Mit der Erfindung des Fernrohres im 17. Jahrhundert wurden die möglichen Distanzen für die Übermittlung größer. Der Durchbruch gelang dem Franzosen Claude Chappe Ende des 18. Jahrhunderts mit der Entwicklung einer optisch-mechanischen Telegrafenanlage.
In Preußen wurde die Erfindung 1833 mit einer optischen Telegrafenlinie von Berlin nach Koblenz perfektioniert. Codierte Zeichen wurden durch die variable Positionierung von sechs Holzflügeln an einem Mast von Station zu Station über 587 Kilometer weitergegeben, innerhalb der damals sagenhaften Zeitspanne von 1,5 Stunden für eine Depesche von 30 Wörtern. Allerdings folgte bereits 1849 die Einführung der drahtgebundenen, elekromagnetischen Telegrafie, so dass die optische Nachrichtenweiterleitung nicht alt wurde. Von dieser einmaligen preußischen Anlage kann man im Landkreis Börde nach der Rekonstruktion, gefördert über LEADER, Ostdeutsche Sparkassenstiftung, Lotto-Toto und weiteren Sponsoren, zwei Stationen wieder besichtigen. Station Nr. 18 steht in Neuwegersleben, beherbergt ein kleines Museum und ist voll funktionstüchtig. Station Nr. 16 ist der Schlossturm in Ampfurth. Eine lustige Überlieferung aus der Zeit der optischen Telegrafie ist in Ampfurth überliefert. Demnach soll eines Tages der Telegrafist Laaß von einem neuen, dienstbeflissenen Inspekteur überrascht worden sein. Das Dienstzimmer war unordentlich und leere Flaschen lagen herum. Nachdem Laaß zur Ordnung ermahnt wurde, ritt der Inspekteur weiter. Schließlich telegrafierte der Ampfurther-Nachrichtenmann zur nächsten Station nach Hohendodeleben: „Vorsicht Flaschen weg! Es kommt ein scharfer Neuer!“ Der Inspekteur war aber schon da, als Laaß seine Nachricht an den Kollegen sendete. Der humorvolle Vorgesetzte ließ von Hohendodeleben zurücktelegrafieren: „Vorsicht unnütz, der Neue ist schon da.“
Es lassen sich in den beiden Börde-Orten nicht nur die Telegrafenstation erkunden und besichtigen, man kann außerdem viele wissenswerte, historische und technische Details über die einzigartige optische Nachrichtenlinie in deutschen Landen erfahren.