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Gröningen

Auf den Spuren der einstigen Residenzstadt Gröningen

Wer die Straße der Romanik in der westlichen Börde bereist, wird in Kloster Gröningen Station machen. Das ehemalige Benediktinerkloster ist nicht der einzige sehenswerte Ort der Region. In der Gemeinde Gröningen kann man eines der ältesten Fachwerkhäuser entdecken. Es wurde 1697 vom Amtsrichter Christopherus Ortlepius in der Marktstraße der einstigen Residenzstadt gebaut.
Im Ortskern sind viele weitere Fachwerkgebäude zu sehen, die im niedersächsischen Fachwerkstil gebaut wurden und immer noch sichtbare Zeitzeugen der zeitweiligen Residenzstadt des Bischofs von Halberstadt sind. Die älteste Nachricht für Gröningen ist eine auf etwa 780-802 datierte Auftragung von Gütern an das Kloster Fulda. Hingegen erfolgte die erste urkundliche Erwähnung für Gröningens auf den 25. Juni 934, als der erste deutsche König Heinrich I. dem Grafen Siegfried Gröningen, Kroppenstedt, Dalldorf und einen großen Teil des Hakelwaldes schenkte. Der Boden in und um Gröningen ist also geschichtsträchtig und mit den heute noch sichtbaren Bauten kann man sich auf die Spuren dieser mittelalterlichen Hochzeit machen. Am südwestlichen Stadtrand, unmittelbar an der Bode gelegen, befand sich einst eine alte Burg, auf deren Areal Bischof Heinrich Julius ab 1586 eines der prächtigsten Renaissanceschlösser errichten ließ. Mit der wohl schönsten und klanglich größten Orgel der ganzen Welt, die in einer der schönsten Standkirchen (es gab keine Sitzplätze) Deutschlands stand, dem größten erhaltenen Riesenweinfass dieser Welt, welches 2008 in das Guinnes-Buch der Rekorde aufgenommen wurde und dem „güldenen Saal“ der mit über 680 Deckengemälden überregional bekannter Künstler, vergoldeten Wänden, sowie 53 reich verzierten Holzsäulen herausstach, war Gröningen von da an ein Anlaufpunkt eines frühen Bildungstourismus.
Immerhin gaben sich hier 1606 Elisabeth, die Tochter Heinrich Julius, und Ernst Kasimir, ein Vorfahre des niederländischen Königspaares Königin Beatrix und König Willem Alexander, die Hand. Das Schloss, besonders die kleine Schlosskirche, war auch eines der Lieblingsorte von Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürsten, der am 14. Juli 1668, in zweiter Ehe, die verwitwete Herzogin Dorothea von Lüneburg, geborene Prinzessin von Holstein-Glücksburg, ehelichte. Er weilte nicht umsonst sieben mal in Gröningen. Im Jahr 1697 übernachtete Zar Peter I. mit über 200 Begleitern im Schloss, bevor er nach Holland weiter reiste. Sogar die deutschen Könige Friedrich I. (Besuch 1700 u. 1701) und Friedrich II. (Besuch 1755 u. 1756) besuchten die damalige Garnisionsstadt Gröningen mehrmals. Ab1768 verfiel das Prunkschloss - das Riesenweinfass und die David-Beck-Orgel wurden nach Halberstadt verkauft. In den Jahren von 1817-1819 wurde das Schloss, nachdem es in den Befreiungskriegen als Lazarett diente, fast vollständig abgerissen. Geblieben sind das Brückenhaustor, die Ruine der alten Amtscheune, der Unterbau des ehemaligen Marstalls, der Stumpf des Mühlenturmes und der südlich gelegene Schlosskeller unter einem 1824 überbautem Wohnhaus. Sie sind die letzten Zeugnisse einer glorreichen Historie, in welcher der Bischof Heinrich Julius, den von seinem Vater angehäuften Staatsschatz verbaute und dabei auch sehr viele Schulden für seine Nachfolger hinterließ. Gröningen verlor aber für immer seinen einstigen „Traum in Gold“! Am ursprünglichen Marktplatz des Mittelalters, unmittelbar neben den begehbaren Gewölben des damaligen Spielhauses und der Brauerei, sowie des heutigen, kleinen Heimatmuseums, befindet sich zur Erinnerung der „Goldenen Zeiten” seit der 1075-Jahrfeier eine verkleinerte Nachbildung des Gröninger Riesenweinfasses. Im Gasthof „Zum Kronprinzen“ – gleich am Ortseingang – kann man weitere Entdeckungen zur Geschichte des Ortes machen. Immerhin kann das Haus auf eine fast 300-jährige Geschichte verweisen. Damit ist er einer der ältesten Gasthöfe in der Börde. In den Anfangsjahren wurde er als Ausspannstation genutzt und war deshalb ein Haltepunkt für viele historische Persönlichkeiten. Sogar Königin Luise machte hier 1806 Station und verweilte nach einem kühlen Trunk vor den Stadtoren Gröningens. Ein Spaziergang durch Gröningen bringt zahlreiche Mosaiksteinchen der regionalen Geschichte ans Licht. An der Stelle des heutigen Zuckerparks befand sich einst eine Zuckerfabrik. Die
1863 gebaute Fabrik war von 1876 bis 1879 die größte und bestausgerüstete Zuckerfabrik der Provinz. Zwischen den einstigen Befestigungsanlagen des Schlosses und der Martinikirche erhebt sich ein etwa fünf Meter hohes Denkmal: Die Germania mit der Kaiserkrone in der erhobenen rechten und dem Reichsschwert in der linken Hand. Mit dem Denkmal
gedachten die Gröninger der Wiedererrichtung des deutschen Kaiserreiches, dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 und dem Krieg mit Österreich im Jahre 1866.