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Letzlingen

Jagdquartier der Hohenzollern

Geschichtlich betrachtet ist das heutige Heidedorf Letzlingen ein junger Ort in der Altmark, seit 2011 ein Ortsteil der Einheitsgemeinde Hansestadt Gardelegen. In einer Lehnsurkunde des Magdeburger Erzbischofs Albrecht IM. wird das mittelalterliche „Letzling" um 1370 mit anderen bewohnten Dörfern in der Umgebung erwähnt. Wenige Jahrzehnte später wurde „Letzling" wie 60 weitere Orte in und um die Heide „wüst", Letzlingen rund 300 Jahre. Ab 1701 enstand Letzlingen neu als die Schlossdomäne in 11 Erbbauerhöfe aufgeteilt und an Kolonisten verpachtet wurde. Im Ort wurden in den nächsten 50 Jahren insgesamt 32 Kolonistenfamilien als Erbbauern angesetzt. Sie erhielten 1753 von König Friedrich II. ihre „Erben-Zins-Verschreibung“ mit gleichen Rechten und Pflichten. Die Einwohnerzahl nahm stetig zu und Letzlingen gehörte nach dem 1. Weltkrieg zu den einwohnerstärksten Dörfern der Altmark. Die brandenburgischen Kurfürsten und ihre Söhne waren leidenschaftliche Jäger und jagten seit dem 15. Jahrhundert von Tangermünde aus im Nordteil des sehr wildreichen Waldgebietes. Kurprinz Johann Georg kaufte 1555 die wüste Feldmark Letzlingen und weitere Waldgebiete, von 1559-62 ließ er sich die „Hirschburg" in ihrer ursprünglichen Form erbauen und nutzte sie viele Jahre als Wohnsitz seiner Familie. Im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt und danach etwa 200 Jahre meist artfremd genutzt und sehr wenig repariert, hat König
Friedrich Wilhelm IV. das Jagdschloss in Letzlingen 1843 besucht. Er richtete die Hofjagd in der Heide ein und ordnete den Umbau und die Erweiterungen in den heute sichtbaren englischen Tudorstil an. Wilhelm l. setzte als König und nach 1871 als Kaiser die Jagdtradition der Hofjagden und die Bautätigkeit seines Bruders fort. Nach seinem letzten Jagdaufenthalt in Letzlingen am 13. November 1886, setzten ihm zu Ehren die „Forstbeamten" der Colbitz-Letzlinger Heide, den „Kaiserstein“. Die letzte Kaiserjagd mit Kaiser Wilhelm II. in Letzlingen war am 9. November 1912. Nach dem Ende der Herrschaft der Hohenzollern wurden die Gebäude leer geräumt und waren ungenutzt. Zum 1. Januar 1922 mietete die „Freie-Schul- und Werkgemeinschaft“ (FSWG) das Jagdschloss und gestaltete unter ihrem Leiter Bernhard Uffrecht eine private reformpädagogische Internatsschule. Sie wurde 1933 aus politischen Gründen von der Landesregierung aufgelöst. Die SA-Sportschule danach war nur ein kurzes Intermezzo, ab Ende 1939 war das Schloss ein Reservelazarett bis Kriegsende. Von 1947- Ende 1991 behandelten und betreuten Ärzte, Schwestern, Pfleger und viele technische Mitarbeiter die Patienten des Kreiskrankenhauses Gardelegen in der Abteilung Letzlingen. Umfangreiche denkmalgerechte Sanierungen des einzigen Hohenzollernschloss in Sachsen-Anhalt ab dem 1. Mai 1994 waren notwendig, um es im Januar 2001 als Museum über seine wechselvolle Geschichte zu eröffnen. Ungezählte Kinder und Erwachsene haben die Einladung der „Stiftung Schlösser und Dome“ zu einem Besuch bisher angenommen. Weiter gehören dazu, das Restaurant „Kaiserhof" und das albersbacher Schlosshotel im ehemaligen Kavalier- und Kastellanhaus. Beides wird gerne für Hochzeitsfeiern gemietet, nachdem die Trauung im Kaisersaal und eventuell in der Schlosskirche erfolgte. Tagungen können ausgerichtet werden. Auf der Ostseite, gegenüber dem Jagdschloss steht die zweite Sehenswürdigkeit, die Schlosskirche. Von König Friedrich Wilhelm IV. geplant, vom Hofarchitekten Friedrich August Stüler ausgeführt, weihte sie König Wilhelm l. 1861 anlässlich einer Hofjagd ein. Sie ist gleichfalls im neugotischen englischen Tudorstil erbaut, mit den typischen Tudorbögen, den weithin sichtbaren beiden schlanken Türmen und einem hohen hellen Hauptschiff. Königin Elisabeth, die Gemahlin des verstorbenen Königs Friedrich Wilhelm IV. spendete für die Innenausstattung das große Altarbild mit dem betenden Christus im Garten von Gethsemane von der Berliner Malerin Clara Genicke 1859 und finanzierte den Bau der Orgel von Orgelbaumeister Böttcher aus Magdeburg. König Wilhelm I. spendete die beiden Glocken von 1871 und 1872, sowie das Kruzifix am Altar. Heute ist die Schlosskirche nach einer zehnjährigen Renovierung in mehreren Etappen für alle Teile innen und außen eine Augenweite. Alle historischen Gegenstände des Innenraumes sind restauriert und entsprechen dem Jahr 1892. Angepasst wurde der neue Taufstein. Die evangelische Kirchengemeinde nutzt ihre Schlosskirche zu Gottesdiensten, kirchlichen Feiern und zu Konzerten im „Letzlinger-Roxförder Musiksommer“. Ein Besuch der Schlosskirche wird Ihnen ein Erlebnis sein.