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Kloster Neuendorf

Eine eigene Welt aus Farbe, die auch Geschichte erzählt

Meist ist das Besondere dort zu finden, wo man es nicht erwartet. So macht zunächst der Name des kleinen Ortes, westlich von Gardelegen neugierig: Kloster Neuendorf - einst „Niendorp”. Zu finden ist der Ort wenige Kilometer östlich Gardelegens zwischen Jävenitzer Moor und Kellerbergen - an einem der ehemals wichtigsten hansischen Handelswege, der, aus dem Braunschweigischen kommend, bis Stendal und darüber hinaus führte. Auf den ersten Blick, ein typisches altmärkisches Dorf. Doch beim Blick hinter die Kulissen entdeckt man Beachtliches. Hier finden sich viele gut erhaltene Spuren einer reichen Geschichte.
Die lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Das um 1200 gegründete und 1232 erstmals erwähnte Zisterzienser-Nonnenkloster gehörte einst zu den reichsten Frauenklöstern der Altmark und galt als das Familienkloster derer von Alvensleben. Der ersten urkundlich erwähnten Stifter und Gönner waren Markgraf Otto III. Johann I. Und Graf Siegfried von Osterburg. Bis in unsere Zeit haben sich die schlichte Backsteinkirche mit dem niedrigen Kreuzgang und einige kleine Klausurgebäude erhalten. Das Kloster gehörte im 14. Jahrhundert zu den größten Grundbesitzern der Altmark. Die schlichte Backsteinkirche mit dem niedrigen Kreuzgang und einige kleine Klausurgebäude sind gut erhalten. Der Turm der Kirche lässt die lange Tradition, die er behütet nicht vermuten. Der Dachreiter wurde erst 1749 gegen einen barocken Kirchturm ausgetauscht. Eine umfangreiche Sammlung von Grabsteinen erinnert an die früheren Bewohner. Schönster und wertvollster Schmuck der Kirche sind die auch kunstgeschichtlich bedeutsamen Buntglasfenster aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Mit der beginnenden Reformation in der Altmark begann auch das Ende des reichen und blühenden Klosterordens in Neuendorf. Der Adlige Johann Georg, dem seit 1562 die Altmark und so auch Neuendorfs unterstand, drohte das Kloster zu schließen, wenn die Mönche nicht nach seinem Willen dienten. So nahm der Konvent im1579 als letztes aller kirchlichen Institutionen in der Region die Reformation an und Johann Georg bestimmte das Kloster nunmehr als Sitz eines Damenstiftes für adlige und bürgerliche Jungfrauen. Dieses Damenstift bestand bis zu seiner Auflösung durch Jérôme von Westfalen im Jahre 1810). Eines der ältesten Stücke im Kloster ist sicherlich der romanische Taufstein in seiner schlichten Form. Zu den Besonderheiten gehören zweifelsohne unterschiedliche Buntglasfenster aus dem 14. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert. Sie tauchen den Kircheninnenraum in ein prächtiges Farbenspiel und entführen den Betrachter in eine Welt aus Farbe. Aber nicht die puren Farbenspiele waren im Mittelalter wichtig - viele der Fenster erzählen auch Geschichten aus der Bibel. Die aufwändig in Szene gesetzten Glasmalereien übernahmen so die Funktion einer „billia Pauperum” - einer Armenbibel. Die ältesten aus der Mitte des 14. Jahrhunderts erzählen aus dem Leben Christi. Sehenswert sind darüber hinaus einige gut erhaltene Bürgerbauten, so das Gutshaus und das Königshaus von 1745. Das „Hundeloch“ aus dem Jahre 1561, ein zweistöckiges Speichergebäude aus massiven Feldsteinen, soll auch als Gefängnis gedient haben. Nachdem das Kloster im 16. Jahrhundert aufgehoben worden war, bildete die Landwirtschaft den Haupterwerbszweig der Neuendorfer. Heute gehört der Ort zur Hansestadt Gardelegen.