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Gut Zichtau

Die Landschaft ist eine Bühne ...

„Fast hätte ich vergessen, zu erwähnen, daß sich hinter den Guthsgebäuden ein zweckmäßig angebauter, und zugleich durch reich und mannigfach besetzte Blumenfelder geschmückter Garten befindet.(…) der Garten steht jedem Gebildeten offen, weil dessen Eigenthümer nur in dem Mitgenusse Andrer seine nächste Freude findet.“

Die Landschaft, die Zitat Karl Witte 1824 in „Zichtau oder die Altmärkische Schweiz“ beschreibt, ist wirklich mannigfaltig. Gut Zichtau wird um 1420 von Ludolf dem VI. von Alvensleben, einem alten Adelsgeschlecht, erworben und bleibt mehr als 400 Jahre im Besitz der Familie. Um 1630, unter Busso XIII. von Alvensleben (1600 bis 1654), wird Gut Zichtau in zwei Rittergüter - Busso hatte zwei Söhne - geteilt: die „Alte Seite“ und die „Neue Seite“. 1811 erwirbt Kreishauptmann Johann Christian Solbrig (1778-1850) die „Neue Seite“ und 1847 die „Alte Seite“. Um 1820 forstet er das Gelände auf und legt den damals viel beachteten Landschaftspark mit Teichen, Parkwegen, Pavillons, Bänken und Skulpturen am Gutshaus an und bezieht in seine landschaftlichen Verschönerungen auch die Umgebung mit ein. Dazu gehören ‚Lust-Wanderungen’ zum Stakenberg und Waldhausberg mit breiten, von Obstbäumen, Pappeln und jungen Birkenpflanzungen gesäumten Fußwegen, die Errichtung von Aussichts- und Ruhepunkten, ausgestattet mit Tischen und Bänken, hölzerne Tempel und Häuschen, sowie drei Fischteiche, wovon einer, zum Waldbad umgestaltet, bis heute erhalten blieb. Johann Christian Solbrig war 1823 „wirklich auswärtiges Mitglied“ des „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten“ kurz Berliner Gartenbauverein. Zu den elf Gründungsmitgliedern gehörten auch der Gartendirektor der königlichen Gärten Peter Joseph Lennè. Diese frühe Mitgliedschaft Solbrigs spricht für sein hochgradiges Interesse an Gartenbau und Gartenkunst und allem Neuen und vermutlich auch für den Wunsch nach Austausch mit Gleichgesinnten. Der Hauch der großen Berliner Welt färbte so auch im altmärkischen Gut Zichtau ab. Die Wiedervereinigung der beiden Güter erfolgt 1860 mit dem Verkauf durch die Erben Solbrigs an den Herzog-Anhaltischen Köthener Staatsminister Gustav Albert von Goßler (1807-1869). 1945 wird Gut Zichtau im Zuge der Bodenreform enteignet - ein Saatgutbetrieb,
später eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft bewirtschaften das Gut. Mit dem Erwerb durch Hasso Lebrecht von Blücher, ein Enkel des letzten Besitzers Fried-Albert von Goßler, erwacht Gut Zichtau Mitte der 1990er Jahre zu neuem Leben. Hasso von Blücher verbrachte seine ersten Lebensjahre auf dem Gut Zichtau. An die westlich des Dorfplatzes mit der Kirche aus dem 16. Jahrhundert gelegene Gutsanlage schließt nördlich und westlich der rund 12 Hektar große, denkmalgeschützte Landschaftspark mit seinem ausgeklügelten System an Teichen, Gräben und Quellen und seinen waldartigen Beständen an, dazu kommen noch die angrenzenden Bereiche im Dorf. Die Gutsgebäude (Kornspeicher, Orangerie und Rinderstall)
erhielten von 2009-2011 eine grundlegende Sanierung, ein Großteil des Parks ist seit 2012 wiederhergestellt. Zu den Sehenswürdigkeiten im Park gehören heute der Küchengarten, Lindendom, Wasserfall und Schlossteich. Das Gutshaus „Alte Seite“ mit Nebengebäude musste im Sommer 2012 aufgrund starker Baufälligkeit abgerissen werden; erhalten blieb der unter Denkmalschutz stehende Pavillon. Die Umgebung wird von den Hellbergen (hell = schräg, hängig) geprägt, auch Altmärkische Schweiz genannt.
Der Lange Berg (159,9 m) und der Stakenberg (148,3 m) bilden dabei die größten Erhebungen. Durch gezielte Auslichtungen im Gehölzbestand kann man historische Sichtbezüge und ehemalige Wiesenräume wieder erleben. 2011 kamen ein Rotwildgatter und 2013 schottische Hochlandrinder hinzu. Zichtau mit dem Gut im Zentrum soll im Sinne der Landschaftsverschönerungsbestrebungen von Johann Christian Solbrig (1778-1850) soll sich wieder zu einem einzigartigen Garten- und Kulturlandschaft entwickeln. Ein besonderes Augenmerk gilt der Kinderund Jugendarbeit sowie der Erwachsenenbildung. In den Gutsgebäuden und auf dem Gutshof finden Konzerte, Lesungen und Märkte statt. Orangerie, Kornspeicher und ehemaliger Rinderstall können für private und betriebliche Veranstaltungen und Feiern gemietet werden. Geplant sind auch ein Hotel und eine Kreativwerkstatt. Gut Zichtau ist seit März 2011 auch Sitz der gARTenakademie Sachsen-Anhalt e. V.