Die Ernstkapelle
Die Kapelle zwischen den Türmen ist mit einem 1498 kunstvoll geschmiedeten
Gitter abgetrennt, dessen Farbgebung 1989 erneuert wurde. Erzbischof Ernst
von Sachsen (1476 1513), der die Türme vollenden ließ, hat den
Raum ab 1494 als Westchor und Grabkapelle für sich selbst eingerichtet.
Die von ihm schon zu Lebzeiten bestellte Bronzetumba ist eines der bedeutendsten
Werke aus der berühmten Gießhütte Peter Vischers d. Ä.
in Nürnberg und wurde 1495 gearbeitet. Die Deckplatte zeigt den Erzbischof
in vollem Ornat in der damaligen, die Würde betonenden Weise zwischen
liegender (den Kopf auf einem Kissen gebettet) und stehender Darstellung
(unter einem Baldachin). An den Seiten der Tumba die zwölf Apostel,
dazwischen die Wappen der sächsischen Landesteile und Suffraganbistümer.
An der Kopfseite der Hl. Mauritius und an der Fußseite der Hl. Stephanus,
mit Bezug auf das Bistum Halberstadt, dessen Administrator Ernst gleichzeitig
war. Die Figuren auf den Ecken sind die vier Evangelistensymbole. Der siebenarmige
Leuchter (1494) ist dem großen romanischen Vorbild im Braunschweiger
Dom nachempfunden. Ein Kapitell in der Südwestecke des Raumes stellt
die Judensau dar, ein Spottbild auf die Juden, die Ernst 1493 aus der Stadt
weisen ließ - ein frühes Zeugnis mittelalterlicher Judenverfolgungen. |