Erich
Mühsam (1878-1934) Weihnachten
Nun ist das Fest der Weihenacht, das Fest, das alle
glücklich macht, wo sich mit reichen Festgeschenken Mann, Weib und Greis
und Kind bedenken, wo aller Hader wird vergessen beim Christbaum und beim
Karpfenessen; und Groß und Klein und Arm und Reich, an diesem Tag
ist alles gleich. So steht's in vielerlei Varianten in deutschen Blättern.
Alten Tanten und Wickelkindern rollt die Zähre ins Taschentuch ob dieser
Märe. Papa liest's der Familie vor, und alle lauschen und sind
Ohr... Ich sah, wie so ein Zeitungsblatt ein armer Kerl gelesen hat. Er
hob es auf aus einer Pfütze, dass es ihm hinterm Zaune nütze. |
Johann Gottfried Herder (1744-1803) An die Bäume im Winter
Guten Bäume, die Ihr die starren, entblätterten
Arme Reckt zum Himmel und fleht wieder den Frühling herab! Ach, Ihr müsst
noch harren, Ihr armen Söhne der Erde, Manche stürmige Nacht, manchen
erstarrenden Tag! Aber dann kommt wieder die Sonne mit grünendem
Frühling Euch; nur kehret auch mir Frühling und Sonne zurück? Harre
geduldig, Herz, und birg in die Wurzel den Saft Dir! Unvermutet vielleicht
treibt ihn das Schicksal empor.
Diese Gedichte
u.v.a.m.:
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