Die blauen Frühlingsaugen

2006 ist nicht nur ein Mozart-,
sondern auch ein
Heinrich-Heine-Jahr !!!
Deshalb gibt es nun Heine-Gedichte auf kukma.net - im April 2006 gleich doppelt:

Die blauen Frühlingsaugen
Schaun aus dem Gras hervor;
Das sind die lieben Veilchen,
Die ich zum Strauß erkor.

Ich pflücke sie und denke,
Und die Gedanken all,
Die mir im Herzen seufzen,
Singt laut die Nachtigall.

Ja, was ich denke, singt sie
Lautschmetternd, daß es schallt;
Mein zärtliches Geheimnis
Weiß schon der ganze Wald.

Auferstehung

 

Posaunenruf erfüllt die Luft,

Und furchtbar schallt es wider;

Die Toten steigen aus der Gruft,

Und schütteln und rütteln die Glieder.

 

Was Beine hat, das trollt sich fort,

Es wallen die weißen Gestalten,

Nach Josaphat, dem Sammelort,

Dort wird Gericht gehalten.

Als Freigraf sitzet Christus dort

In seiner Apostel Kreise.

Sie sind die Schöppen, ihr Spruch und Wort

Ist minniglich und weise.

 

Sie urteiln nicht vermummten Gesichts;

Die Maske läßt jeder fallen

Am hellen Tage des Jüngsten Gerichts,

Wenn die Posaunen schallen.

Das ist zu Josaphat im Tal,

Da stehn die geladenen Scharen,

Und weil zu groß der Beklagten Zahl,

Wird hier summarisch verfahren.

 

Das Böcklein zur Linken, zur Rechten das Schaf,

Geschieden sind sie schnelle;

Der Himmel dem Schäfchen fromm und brav,

Dem geilen Bock die Hölle!