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ARBEITERFESTSPIELE
 

Die Arbeiterfestspiele im Bezirk Magdeburg 1986
Vom 20. – 22. Juni 1986 wurden im Bezirk Magdeburg die Arbeiterfestspiele abgehalten. In Magdeburg fanden viele Freilichtveranstaltungen dieses Volksfestes auf dem Domplatz statt. Außer in Magdeburg wurde auch in den Kreisstädten des Bezirkes Magdeburg gefeiert. Veranstaltet wurden z. B. ein Fest des Liedes und des Singens, Amateurtheater- und –Kabaretttreffen, ein Wettstreit der Blasorchester und ein Folklorefest. Außerdem gab es verschiedene Ausstellungen. In einem Konzert „…was uns das Leben wert ist…”- Kinder und Jugendliche musizieren für den Frieden, erklangen vier Flötenstücke von Stojantschew und eine Kantate von Kopf. Zur Zeit der Festspiele, am 21. 06., wurde Kopfs Cembalokonzert innerhalb eines Konzerts mit Musik von Telemann in Michaelstein uraufgeführt.

Arbeiterfestspiele
Für die Betriebe der DDR gab es vom Staat beschlossene Kultur- und Bildungspläne. Deshalb wurden in den Großbetrieben Volkskunstzirkel und Arbeitsgemeinschaften gegründet, die sich z. B. als Chor oder Tanzgruppe künstlerisch bzw. kulturell betätigten.
Die Arbeiterfestspiele der DDR waren Volksfeste, bei denen sich Laienspielgruppen der Arbeiter darstellen konnten. Für die ausgesuchten Gruppen war es ein Höhepunkt und auch eine Auszeichnung, dort auftreten zu dürfen. Organisiert wurden die Arbeiterfestspiele von den staatlichen Organen, dem FDGB und gesellschaftlichen Organisationen (z. B. FDJ), so dass eine ideologische Demonstration der Verbundenheit der Arbeiterklasse und ihrer Partei, der SED, vorprogrammiert war. Der FDGB schreibt, dass die Arbeiterfestspiele als „massenwirksame Bilanz der auf das Wohl des Volkes und der Erhaltung des Friedens gerichteten Politik der Partei der Arbeiterklasse zu gestalten“ sind. Als Kriterien bei der Auswahl des Festspielprogramms werden „Parteilichkeit, Volksverbundenheit, sozialistischer Ideengehalt, Lebensfreude, hohe künstlerische Qualität und Massenwirksamkeit” genannt.
Außer den Arbeitergruppen nahmen auch Gruppen der FDJ, der Nationalen Volksarmee, des DTSB und Berufskünstler an den Festspielen teil.
In Vorbereitung der Arbeiterfestspiele wurden an die in Frage kommenden Zirkel und Ensembles, sowie an professionelle Künstler Aufträge vergeben. Die Ergebnisse wurden im zeitlichen Umfeld der Festspiele z. B. in Ausstellungen gezeigt oder wurden, sofern es sich um Ensembles handelte, direkt ins Programm aufgenommen. (siehe Art. Landesarchiv)

Volkskunstschaffen
Die Ideale der DDR der fünfziger und sechziger Jahre, das Kultur- und Bildungsniveau der Arbeiterklasse zu erhöhen, wurden auch in den achtziger Jahren noch öffentlich genannt, obwohl sie als gescheitert angesehen werden mussten. Seit den siebziger Jahren wurde die Laienkunst gefördert, um den Arbeitenden in der künstlerischen Betätigung Abwechslung und damit Entspannung und Freude zu bieten.
Wichtig war den Machthabern auch, den Arbeitern das Gefühl zu vermitteln, sich kulturell in die Gesellschaft einzubringen. Durch das regelmäßige Zusammenkommen in den Kunstzirkeln und Ensembles wurde das Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Außerdem ergab sich aus den verordneten Wettbewerben zwischen den Gruppen der Eindruck, an etwas Größerem, Bedeutenden beteiligt zu sein. Nicht zuletzt sollten die Wettbewerbe natürlich auch ein Ansporn sein, um den Kulturplan zu erfüllen.
Seit den Anfangsjahren der DDR wurden der Kultur und Kunst positive Wirkungskräfte auf die Entwicklung der sozialistischen Persönlichkeit zugeschrieben. Noch in den achtziger Jahren heißt es von Erich Honecker: „Kultur und Kunst nehmen immer wirksamer Einfluss auf die Entwicklung der sozialistischen Persönlichkeit und die Ausprägung der sozialistischen Lebensweise. Sie tragen dazu bei, sozialistische Überzeugung und Verhaltensweisen zu festigen und zu fördern. Sie stärken die Verbundenheit der Bürger mit unserem sozialistischen Staat und ihren Stolz auf die revolutionären Errungenschaften”. Während man in den fünfziger Jahren tatsächlich solch eine Wirkung für möglich hielt, handelt es sich hier um reine Propaganda.
Die Volkskunst in der DDR wurde auf breiter Ebene etabliert, auch um eine flächendeckende Talentfindung, der eine planmäßige Förderung folgen sollte, garantieren zu können. Während die Musikschulen zu einer höheren musikalischen Qualifikation führen sollten, gab es für den Bereich der Laienmusik „Musikunterrichtskabinette”. In diesen staatlichen Einrichtungen, die den Räten der Kreise, Städte oder Stadtbezirke unterstellt waren, wurde Gesangs- und Instrumentalunterricht erteilt, der hauptsächlich zum Mitwirken in Laienensembles befähigen sollte.