Sie sind hier: Musikleben  
 MUSIKLEBEN
Aktivitäten
Orte

2. MUSIKFESTTAGE
 

Die 2. Musikfesttage des Bezirkes Magdeburg
In der für die Bevölkerung der DDR turbulenten Zeit des Herbstes 1989 fanden vom 10. 11. – 19. 11. die 2. Musikfesttage des Bezirkes Magdeburg statt. Die Veranstalter, der Rat des Bezirkes Magdeburg, Abteilung Kultur und der Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler, Bezirksverband Halle/Magdeburg, hatten für diese Musikfesttage eine noch größere Anzahl von Konzerten mit zeitgenössischer Musik als 1987 geplant. Von neun vorgesehenen Konzerten mit Werken Magdeburger Komponisten fielen zwei wegen geringer Besucherzahlen aus. Die Presse nennt als Ursache für das Ausbleiben des Publikums die Häufung der Konzerte überhaupt (zwanzig Konzerte in zehn Tagen allein in Magdeburg), insbesondere das Übergewicht der Konzerte mit Gegenwartsmusik (Volksstimme, 29. 09, 89). Ein weiterer Grund für das geringe Publikumsinteresse, nämlich die im Herbst 1989 eingeleitete Wende, wird hier nicht genannt. In dieser Zeit des Umbruchs mit ihren vielen Großdemonstrationen auch in Magdeburg war für die meisten Menschen ein Musikfest eher nebensächlich.

Das Programm der 2. Musikfesttage des Bezirkes Magdeburg für die Stadt Magdeburg
An sieben der zehn Tage des Musikfestes standen Magdeburger zeitgenössische Komponisten auf den Konzertprogrammen. Im Gegensatz zu den 1. Musikfesttagen wurden die Werke der Magdeburger Komponisten in Konzerten zusammen mit anderen Werken der Gegenwart oder anderer Epochen aufgeführt. Mehrere Chor- und Orchesterkonzerte fanden statt. Zur Abwechslung gab es ein Jazzkonzert mit Warnfried Altmann und einen Abend mit dem Dresdener Sänger Gunter Emmerlich.
Von dem in Berlin lebenden Komponisten Reiner Bredemeyer wurde der Liederzyklus „Die Winterreise” in Kombination mit zwei Vorträgen und einer Grafikausstellung zum selben Thema aufgeführt.
Für junge Künstler war ein Podium für Musikschüler und eine Orchesterwerkstatt junger Komponisten organisiert. Die Musikschüler spielten Werke der Magdeburger zeitgenössischen Komponisten. „Ein musikalischer Zirkusbesuch – Modernes auf Tasten für Kinder” ist ausgefallen.

Die Konzerte mit Werken Magdeburger Komponisten
Das Eröffnungskonzert fand am 10. 11. 1989 im Festsaal des Rathauses statt. Wie bei den 1. Musikfesttagen gelangten hier ausschließlich kammermusikalische Werke von Magdeburger Gegenwartskomponisten, interpretiert von der „Gruppe Neue Musik Magdeburg”, zur Aufführung. Das 2. Klaviertrio von Nathow wurde uraufgeführt.
Mit dem Konzertorchester Wernigerode unter der Leitung von Ulrich Schwinn fand am 11. 11. 1989 in der Konzerthalle „Georg Philipp Telemann” ein Orchesterkonzert statt. Neben einer Sinfonietta des Dirigenten Ulrich Schwinn und Beethovens 1. Klavierkonzert stand nach der Pause die Uraufführung von Kopfs Oratorium „Wahrzeichen – Famae Magdeburgenses” für Sprecherin, zwei Baritone und Orchester auf dem Programm.
In einer Orgelmatinee mit dem Organisten des Schauspielhauses Berlin, Joachim Dalitz wurden am 12. 11. 1989 Kopfs „Ammerbachvariationen” für Orgel, Harfe und Violoncello aufgeführt. Außerdem erklangen Werke älterer Epochen.
Die am selben Tag im städtischen Puppentheater geplante Premiere des Borchert-Programms „Sag nein” unter der Regie von Michael Blume fiel aus. Vorgesehen war ein Programm mit drei Schauspielern und Musik von Kopf, der diese erstmalig live auf dem Kontrabass dazu spielen sollte. Geplant waren nach der Premiere bzw. Uraufführung weitere Aufführungen (s. Plakat (1)). Bereits im Oktober desselben Jahres hatte es eine ebenfalls Wolfgang Borchert gewidmete Veranstaltung gegeben. Im Studio-Kino wurde in der Inszenierung von Michael Blume entstandene Schwarzweißfilm „Das Brot” nach Wolfgang Borchert in zwei Fassungen gezeigt. Zu der Stummfilmfassung erklang auch hier Kopfs von ihm selbst gespielte Musik für Kontrabass live (MZ 12. 10. 89). Solche kreativen Projekte wurden „wendebedingt” nicht weitergeführt bzw. abgebrochen.
Im rekonstruierten Jugendstilsaal der Stadt- und Bezirksbibliothek Magdeburg fand am 14. 11. ein Porträt über den Komponisten Kopf statt. Bereits am 08. 11., kurz vor Beginn der Musikfesttage, hatte es in Groß Mühlingen ein ebenfalls von der Musikbibliotheksleiterin Astrid Eberlein geführtes Komponistenporträt über Stojantschew gegeben (Vst. 05. 12. 89). Neben weiterer zeitgenössischer Kammermusik für Klarinette und Klavier (z. B. von Stockhausen) erklangen am 17. 11, im Gobelinsaal Werke von Stendel und Stojantschew. Stojantschews „Concertino” für Klarinette und Klavier wurde uraufgeführt.
Im Sinfoniekonzert mit der Schweriner Philharmonie am 18. 11. in der Konzerthalle „Georg Philipp Telemann” wurde ausschließlich Gegenwartsmusik gespielt. Neben den Werken der überregional bekannten DDR-Komponisten Günter Kochan und Siegfried Matthus erklang Kopfs Tripelkonzert für Flöte, Oboe, Fagott und Streichorchester. Die Matinee der „Gruppe Neue Musik Magdeburg” am 19. 11. fiel aus. Hier sollte die Uraufführung von Kopfs Kantate „Erdenleben” für Bass und elf Instrumente stattfinden (s. Programm), die bis zum heutigen Tage nicht zustande kam.Das Abschlusskonzert der 2. Musikfesttage wurde am 19. 11. vom Ensemble Neue Musik Berlin unter der Leitung von Hans Jürgen Wenzel gegeben. Werke zeitgenössischer Komponisten aus der DDR, u. a. Stendels „Situationen für Kammermusikensemble”, erklangen (Vst. 25. 11. 89).